Kammerkonzert № 3 der Jenaer Philharmonie mit Werken von Johannes Brahms und Dmitri Schostakowitsch
Im August 1956, dreieinhalb Jahre nach Stalins und knapp zwei nach dem Tod seiner Frau Nina, komponierte der frisch wiederverheiratete Dmitri Schostakowitsch sein Streichquartett Nr. 6 G-Dur. In einer Phase persönlichen Hochgefühls und vorsichtig wachsender künstlerischer Freiräume entstand ein Werk, das erleichtert wirkt und zugleich die Handschrift des Komponisten durch sein musikalisches DSCH-Monogramm am Ende jedes Satzes bezeugt. Trotz strenger formaler Anlage entfaltet das Quartett eine fast spielerische Leichtigkeit: Im Kopfsatz klingen russische Kinderliedrhythmen an, und das Scherzo trägt einen Walzer-Tonfall. Eine konzentrierte Passacaglia führt zum Finale, das mit stilistischen Anklängen an Alban Bergs „Lyrische Suite“ und Richard Strauss’ „Metamorphosen“ auf künstlerische Vorbilder jenseits der Doktrin des „Sozialistischen Realismus“ verweist.
1891 komponierte Johannes Brahms sein Klarinettenquintett h-Moll op. 115, inspiriert durch Richard Mühlfeld, Klarinettist der Meininger Hofkapelle, dessen beseeltes Spiel ihn aus der Komponistenruhe zurückholte. Die Klarinette verschmilzt darin oft mit den Streichern zu einem warmen, pastosen Mischklang, tritt jedoch ebenso deutlich hervor und fordert von den Interpreten besondere artikulatorische Sensibilität. Brahms’ konzentrierter Spätstil eröffnet eine persönliche, introspektive Klangwelt, in der er über das Dasein reflektiert, melancholisch, sehnsuchtsvoll und doch versöhnt mit dem Schicksal.
Zwei markante Klangsprachen, die das Leben spiegeln – ein Konzerterlebnis, das auch Sie berühren wird!
Programm
Dmitri Schostakowitsch:
Streichquartett Nr. 6 G-Dur op. 101
Johannes Brahms:
Klarinettenquintett h-Moll op. 115
Mitwirkende
Christof Reiff, Klarinette
János Mátyás Stark, Violine
Elizaweta Leonowa, Violine
Hanna-Maria Bormuth, Viola
Henriette Lätsch, Violoncello