»Du bist kein Soldat, du fragst zu viel.«
Die Großväter von Leon Pfannenmüller und von Yevgen Bondarskyy, der aus der Ukraine stammt, standen sich im Zweiten Weltkrieg als Soldaten auf deutscher und sowjetischer Seite gegenüber. Von den Toten auferstanden, begegnen sie sich auf der Bühne des Theaterhaus Jena wieder. Ihre Geister besetzen die Enkel. Miteinander tasten die Großväter die Geschichte ab, geraten in Streit und warten gemeinsam auf den Bus. Yevgen und Leon beginnen, in den Familiengeschichten zu suchen, halten Bruchstücke gegeneinander, stellen sich Fragen nach Erinnerungen, Verantwortung und Schuld, Patriotismus und nationalen Identitäten.
Die aktuelle Kriegssituation in der Ukraine spült auch das Unheimliche in der Vergangenheit wieder hoch und stellt Fragen nach Wissenslücken in den Familiengeschichten. Was schlummert in diesen Wissenslücken? »Blut« versucht, sich in die Komplexität historischer Verflochtenheiten zu begeben, um die Blickwinkel auf die Gegenwart zu erweitern. Welche Rollen spielen dabei Mechanismen von Erinnerung und nationalen Metanarrativen? Bis wohin reicht der Krieg?
Wir empfehlen auch den Besuch der Vorstellung »Spuren«. Die Projekte »Blut« und »Spuren« blicken aus verschiedenen Perspektiven auf die Involviertheit der eigenen Familien in den Zweiten Weltkrieg und befassen sich mit Fragen nach Herkunft und Identität, Erinnern und Vergessen.