Charles Fréger gehört zur Spitze der jüngeren europäischen Fotografie und stellt international aus.
Der „Wilde Mann“ ist im europäischen Volksglauben ein archaisches, anthropomorphes Wesen. Der Legende nach aus der Vereinigung eines Bären mit einer Frau entstanden, treibt er sich als halbtierischer Urmensch in unbewohnten Wald- und Berggebieten herum. Einzelgängerisch und von übermenschlicher Stärke, personifiziert er die bedrohliche, einst als unzähmbar geltende Natur.
Der französische Fotograf Charles Fréger befasste sich mit dieser mystischen Kreatur ausführlich in einer Porträt-Serie, die im Zentrum der Ausstellung in der Kunstsammlung Jena steht.
Wie die Wilden Männer dem Betrachter entgegentreten – stolz und allein, mit höchster Präsenz von Angesicht zu Angesicht – konfrontieren sie unmittelbar mit entsprechenden Fragen nach Zugehörigkeit und Prägung oder dem Verhältnis von Individuum und Kollektiv. Auseinandersetzungen mit Tradition und Regionalität, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden angeregt.
Charles Frégers inhaltlich forschender, systematischer Ansatz gepaart mit der ästhetischen Sinnlichkeit der Aufnahmen animiert hierbei zu einem vergleichenden, neugierigen Sehen. Man will sie hören, die Geschichten hinter den Kostümierungen, die Unterschiede zwischen den regionalen Ausprägungen selbst aufspüren und die Wilden Männer kennen lernen.