Artist Talk mit Doris Ziegler und Wieland Payer
im Rahmen der Ausstellung Landschaften des Jenaer Kunstvereins e.V.
Schöne neue Welt – so lautet das Jahresthema des Jenaer Kunstvereins, das sich diesjährig wie ein roter Faden durch das Ausstellungsprogramm zieht. Dabei werden relevante Fragen über die Gegenwart wie auch die Zukunft gestellt: In was für einer Welt leben wir? Wie soll die Welt aussehen, in der wir leben?
Die zweite Ausstellung des Jenaer Kunstvereins in diesem Jahr führt in diesem Kontext zwei künstlerische Positionen zusammen, die aus unterschiedlichen Generationen kommen und zwei verschiedene Perspektiven auf das Motiv der Landschaft eröffnen: Der in Dresden lebende Wieland Payer (*1981) schafft visionäre Landschaften als Gegenentwürfe zu urbanen Räumen, deren Vielfältigkeit die Leipziger Malerin Doris Ziegler (*1949) vor Augen führt.
Wieland Payer arbeitet mit Pastellmalerei und präsentiert diese Technik in neuem Glanz durch ungewöhnliche Anwendung auf das Großformat, wo sich zeichnerische Virtuosität und ein besonderes Gespür für faszinierende, phantastische Motive zeigen. Dabei markieren seine Landschaften einen Zwischenzustand: Architektonische Gebilde erscheinen wie Implantate in der natürlichen Umgebung teils intakt, teils als Ruinen, teils im Werden, teils im Vergehen.
Doris Zieglers Landschaften sind im urbanen Raum zu verorten. Häufig findet sie ihre Motive im Leipziger Industriestadtteil Plagwitz mit seiner gründerzeitlichen Architektur, aber auch an den Rändern der Stadt, wenn sie beispielsweise hinter die leeren, kulissenhaften Fassaden eines Freizeitparks blickt. Aus den formal sachlichen Stadtlandschaften entwickeln sich in ihren Gemälden Seelenarchitekturen, die vom Wandel zeugen, changierend zwischen (un)fassbarer Stille und unausweichlicher Nähe. Durch Doris Zieglers nüchternen und analytischen Blick offenbaren sich gewachsene, wechselvolle Stadtlandschaften in neuem Licht.